Eusi Badi

… das Jahrhundertwerk des Verschönerungsverein VVM

Autor: Hans Hinnen

Bereits 1901 stellte der Vorstand des VVM der Versammlung einen Plan vor, in der sogenannten Rossmatte, durch Errichtung eines Dammes ein für diesen Zweck geeignetes Stück Land unter Wasser zu setzen das im Winter als Eisfeld und im Sommer als Badeanstalt genutzt werden könnte.

In den nächsten fast 25 Jahren war der Bau einer Badeanstalt immer wieder ein Thema, konnte aber aus unterschiedlichen Gründen nie konkretisiert werden. Im November 1925 kam dann aber Bewegung in die Sache. Nach entsprechender Besichtigung war man sich einig, dass der günstigste Platz für eine Badeanstalt am Bach bei alten Kiesgrube sei. Der Gemeinderat stellte das benötigte Land gratis zur Verfügung. Die Ortsvereine erklärten sich bereit durch Frondienste beim Bau mitzuhelfen. Die beauftragte Firma Bernasconi rechnete mit Kosten von ca. 10‘000 Franken. Dank vielen zum Teil sehr grosszügigen Spenden und der Unterstützung aller Vereine konnte der Bau im Mai 1927 abgeschlossen und per 5. Juni der Bevölkerung zur Benutzung übergeben werden. Die gesamten Ausgaben beliefen sich auf gut 12‘000 Franken.

(Grafik anklicken für Beitrag).

Nach der Vollendung des Werks wollte der VVM die Badi der Gemeinde überlassen, da machten sie die Rechnung aber ohne den Wirt – die Gemeinde lehnte ab und so blieb der Betrieb, der Unterhalt sowie die Aufsicht beim VVM und dies bis in die Siebziger-Jahre. Dass es im 1929 doch noch ein Einweihungsfest gab, war den Oberstufenlehrer Hess und Frauenfelder zu verdanken, die mit den Schülern verschiedene lustige Wasserspiele durchführten. Trotz der Begeisterung von Alt und Jung über die schmucke Anlage gab es immer wieder Rückschläge. Vandalen zerstörten Teile der Badi-Einrichtung und einmal wurde sogar der Boden des Bassins mittels Sprengstoff zerstört.

Darüber ob Duschen und ein WC nötig wären schieden sich die Geister. Ein prominenter Mitbürger zB bemerkte: Man geht doch nicht ins Bad um dort abzuladen, was man zu Hause besorgen kann. Die Befürworter konnten sich aber durchsetzen und so wurde in den Dreissiger Jahren ein provisorisches „Plumsklo“ errichtet, das immerhin bis 1952 Bestand hatte. Das Frischwasser wurde vom Steigibach in die Badi eingespiesen. Der Autor erinnert sich, dass dadurch das Wasser in der Badi immer saukalt und der Boden sehr glitschig war. Die Schulklassen mussten wegen dem schlammigen Boden 2-3 Mal pro Jahr zu einer Badi-Putzete antreten. Erst 1952 als eine neue Zuleitung erstellt war, wurden Duschen und ein vernünftiges WC eingerichtet.

Im 1972 konnte die Gemeinde, nach verschiedenen erfolglosen Versuchen, endlich dazu bewegt werden, die Verantwortung und den Betrieb der Badi zu übernehmen. In den 70er-Jahre wurde dann auch ein provisorischer Kiosk aufgestellt, der einige Jahre durch Werner Hürlimann, Inhaber eines Fahrrad-Geschäfts, betrieben wurde. 1987 wurde die Badi saniert und gleichzeitig ein Betriebsgebäude erstellt. Im Anzeiger war zu lesen, dass eine rekordverdächtige Anzahl Leute an der Gemeindeversammlung teilnahm und den Kredit von 778’000 Franken nahezu einstimmig genehmigte. Die Mettmenstetter wollten aber keine Hecken um das Schwimmbecken, weswegen auch die vier geplanten Durchschreite-Becken weggelassen wurden. Stein des Anstosses war zudem das legendäre Sprungbrett. Einige junge Mitbürger wehrten sich erfolglos gegen den Abbruch des Sprungbretts.

1996 war wieder Zoff angesagt. Die Gemeinde musste den Badikiosk aufgrund eines Entscheids der Gesundheitsbehörde abbrechen. Die Initiativgruppe „Badibenützer“ hatte angekündigt den Kiosk revidieren zu wollen und fühlte sich dann übergangen. An der Gemeindeversammlung lehnten die Stimmberechtigen den entsprechenden Kredit ab.

Im Jahr 2000 wurde das WC-Gebäude so wie der Sanitätsraum erneuert. Dies hat keine grossen Wellen geworfen. Dass aber gleichzeitig die Badi eingezäunt wurde stiess auf sehr viel Unverständnis und die Wogen gingen hoch. Was aus heutiger Sicht unumgänglich war, führte damals zu grossen Protesten und Leserbriefen. Aus Sicht des Autors war dies aber ein Megaschock. war es doch nicht unüblich nach durchzechter Nacht einen frühmorgigen Schwumm zu geniessen. Ein Entgegenkommen der Gemeinde war dann, dass die Einwohner von Mättmi einen Schlüssel mieten können und als Frühschwimmer, die Badi ohne Aufsicht zwischen 6h-9h benutzen dürfen.

DatumEreignis
5.6.1928Offizieller Eröffnungstag
9. 9.1929Einweihung mit Wasserspielen der Schüler
1948Gründliche Rennovation
1952WC und Duschen wurden errichtet
1957
Aufhebung der Geschlechtertrennung
1972
Übernahme der Badi durch die Gemeinde. Erstellung einer Wasseraufbereitungsanlage.
1972Badifäscht anlässlich Gemeindehaus-Einweihung.
1970er
Betreibung eines provisorischen Kiosks. Die Badi wird mit einer Folie ausgekleidet.
1987Sanierung des Schwimmbeckens und der Wasseraufbereitungsanlage. Bau des Betriebsgebäudes. Das Sprungbrett wird durch Böckli ersetzt.
1996Abbruch und Neuerstellung des Kiosks
2000Neues WC-Gebäude mit Sanitätsraum. Die Badi wird eingehagt.
2008Eine weitere Sanierung mit Erweiterung des Kinderplanschbeckens.

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