Tännstörli-Wätter

Diese Anekdoten stammen aus der von Hans Huber-Hegglin 1991 erstellten Gemeindechronik.  

Vor der Güterzusammenlegung in Mettmenstetten standen die Scheunen der Bauern noch im Dorf und die Miststöcke dufteten nahe der Strasse vor sich hin. Es rieche nach «Eau de Cologne Suisse» witzelten je­weils die Verwandten aus Zürich, wenn sie auf Besuch kamen. Manchmal, an garstigen Regentagen oder im Winter, wenn kein Mensch auf dem Feld arbeitete und die Frauen zu Hause in der Stube strickten, werkelten die Bauern in der Scheune herum und flickten da und dort etwas, was nicht mehr niet- und nagelfest war. Wenn es nichts mehr zu tun gab, stellten sie sich hinter das einen Spalt offene Tennstörchen, um zu sehen, was sich in der Nachbarschaft und auf der Strasse so tat. Dann eben herrschte «Tännstöörliwätter». Oft trafen sich zwei oder drei Nachbarn zu einem «Kafi avec» und diskutierten dabei über Gott und die Welt. So blieb manche lustige Geschichte von frühe­ren Dorforiginalen erhalten, wurde über Generatio­nen weitergegeben und wohl manchmal noch etwas ausgeschmückt. Aus alten Zeiten haben sich Sagen überliefert, die zwar nicht nachprüfbar sind, aber meist mit wenigstens einem Körnlein Wahrheit.

Das Wildental (Cheibetobel)

Das einsame Bachtobel im Osten unserer Gemeinde mit seinen geheimnisvollen, versteckten Lichtungen und unwegsamen Stellen soll zu Zeiten der Christen-Verfolgung flüchtenden Hugenotten als Zufluchtsort gedient haben. Die Einheimischen nannten die Fremden, von denen sie sich respektvoll fernhielten, „die Wilden“. Die gleiche Gegend heisst heute im Volks­mund „s’Cheibetobel“. Damit ist nicht die Anwesen­heit der Verfolgten oder irgendwelcher Geister ge­meint, sondern der Grund dieser Bezeichnung liegt darin, dass im Wildental früher alle toten Hunde ver­graben wurden. Hunde nannte man im Mittelalter landläufig „Cheiben“.

Der Bruderrain am Homberg

Am Homberg, oberhalb des Gutes Freudenberg, liegt ein Waldabhang, genannt «Bruderrain». Von dem her geht die Sage, hier hätten einst mehrere «Waldbrü­der» gelebt, welche die Gabe besassen, Kranke durch Handauflegen und allerhand Kräutersude heilen zu können. Anfangs dieses Jahrhunderts sollen Mauerreste dieser Klause sichtbar gewesen sein. Auch von einem Bibernuss-Strauch ist die Rede, den die Eremiten gepflanzt hätten und dessen Nüssen, zubereitet mit Kräutern und Früchten, eine heilsame Wirkung bei allerhand Krankheiten zugeschrieben worden sei (wurde hier etwa das Birchermüesli erfunden?).

Der Loo-Schang

Im Oberdorf, nahe der Linde, lebte im 15. Jahrhun­dert ein «Öler». Er betrieb eine weit herum bekannte Ölpresse. Die Bauern brachten ihm Lewat (Raps), da­mit er ihnen daraus Öl presse. Dabei habe er die Leute schamlos betrogen, indem er jeweils einen Teil des Öls für sich selbst abzweigte, um es heimlich zu verkaufen. Nach seinem Tod musste er denn auch zur Geisterstunde aus dem Grab steigen, zur Öltrotte wandeln und dort die Spindel der Presse drehen. Da­bei entstand jeweils ein schauerliches Ächzen und Quietschen, das die Nachbarn mitten in der Nacht aufschrecken liess. Einer habe sich einmal ein Herz gefasst und sei nachts in die Ölmühle geschlichen. Angesichts des Menschen habe sich der Öler augen­blicklich in einen schwarzen Hund verwandelt, der heulend und winselnd das Chilewägli hinunter zum Friedhof gelaufen und dort auf Nimmerwiedersehen verschwunden sei. Huch!

Der Öler vom Oberdorf

Im Hof Buchstock, auf der Nordseite des Hombergs, lebte anfangs des 16. Jahrhunderts, zur Zeit des Kirchenneubaus von Mettmenstetten, ein reicher Mann, «Rychner» genannt. Er leistete einen grösseren Bei­trag an den Neubau und soll auch eine der neuen Glocken gespendet haben. Gleichzeitig stellte er aber die Bedingung, dass immer erst zum Gottesdienst ge­läutet werden dürfe, wenn ihn der Sigrist mit seinem Schimmel oben beim Paradies heranreiten sehe. Weil dies oft mit grosser Verspätung geschehen sei, hätten die Kirchgänger stets auf den überheblichen Rychner warten müssen. Zudem habe er verlangt, dass alle in die Knie gehen müssten, wenn er die Kirche betrete. Nach seinem Tod, so behaupteten viele Mettmenstetter, sei ihnen der Schimmelreiter in Vollmondnächten erschienen. Andere sprachen von einem „Stifeliryter“, der bleich und hohlwangig, jeweils bei Vollmond nachts zwischen zwölf und ein Uhr zur Kirche reite und dann auf der „Pfrundenmatt“ seine Runden drehe, wie in einem Zirkus.

Oeltrottentier

Aufgeschrieben von Eduard Huber-Suter ca. 1921

Droben im Dorf soll ein Oeler gewesen sein, der in seiner Oeltrotte den Bauern nicht ganz ehrlich Lewat-Oel (Rabs) ausgemessen habe und darum jede Nacht zur Geisterstunde aus seinem Grabe steigen, zur Trotte wandern und die Spindel drehen müsse. Sehe ihn ein menschliches Wesen, so werde er sofort in einen schwarzen Pudel verwandelt, der heulend das Dorf hinablaufe und erst wieder verstumme, wenn er auf dem Kirchhofe angekommen sei.

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