Bauernhaus Becke Schaag (Hofstetter Jakob)

1965: Mettmenstetten, Unterdorf, Bahnhofstrasse. Bauernhaus Hofstetter

«Im Herbst 1965 wurde vom Kantonalen Tiefbauamt im Rahmen des Ausbaues der Strasse nach Maschwanden ohne Meldung an die Denkmalpflege das Bauernhaus Hofstetter abgebrochen.

Das Bauernhaus Hofstetter war eines der ältesten und besterhaltenen Bauernhäuser des sogenannten Dreisässenhaus-Typs – heute besser mit Mehrzweckhaus bezeichnet. Es handelte sich um einen Blockständerbau bester Art aus dem 17. Jahrhundert, wie er heute in der Ostschweiz nur noch sehr relikthaft vorkommt. Das Baujahr des Hauses war am südwestlichen Eckständer in Brusthöhe eingekerbt: 16 (1 ?)8, das heisst also 1618 oder 1648. Der Grundriss war ungewöhnlich: Das Gebäude war zwar nach der Art des Knonauer Hauses unter dem First längsgeteilt. Aber es wurden dadurch nicht zwei Wohnungen voneinander geschieden, sondern zwei Wohnungen von zwei Ställen und Scheunen. So fanden sich in der südlichen Hälfte zwei Wohnteile, in der nördlichen (strassenseitigen) aber je zwei Ställe und Scheunen. […] Der westliche Wohnteil war innen und aussen bedeutend reicher ausgestattet als der östliche. Die äussere Stubenwand war mit sechs Reihenfenstern und den dazugehörigen Fallläden samt ornamentierter Einfassung versehen. Der Raum war ausgestattet mit einer sehr schönen Felderdecke, die aus der Bauzeit des Hauses stammte, einem Einbaubuffet in Tannen- und Kirschbaumholz aus der Zeit um 1800, einem grünen schablonierten Kachelofen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Darin war die abgebildete Bildkachel eingebaut, die wohl den Erbauer des Hauses, Hans Kleiner, zeigt. Die dazugehörige Inschriftkachel mit dem Text ‹Lieutenant Hans Kleiner zu Under Metmansteten› lag auf dem Estrich. […] Dank der Aufmerksamkeit von Hans Klingler, Holzbildhauer, Affoltern am Albis, wurden kurz vor dem Abbruch wenigstens noch einige photographische Aussenaufnahmen gemacht. Zudem konnte er in letzter Minute auch noch einige kulturhistorisch und volkskundlich interessante Objekte aus dem Haus retten: so unter anderem einen Dachziegel mit eingeritzter Jahrzahl ‹1648› und die erwähnten Ofenkacheln.» Aus: Zürcher Denkmalpflege, 5. Bericht 1966/1967, S. 67ff. (Fotoarchiv kantonale Denkmalpflege)

Der Spitzname „Becke-Schaag“ ist wie folgt begründet: Die Fami­lien Hofstetter, die Ende 18. Jahrhundert im Ober­- und im Unterdorf je eine Bäckerei betrieben, behielten bis in die Neuzeit den Zunamen s‘Becke, wobei der Bäcker im Unterdorf zur Unterscheidung von seinem Bruder im Oberdorf zusätzlich de Schürlibeck genannt wurde (er betrieb seine Bäckerei in einem Nebengebäude der heutigen Schmiede am Rössliplatz), der andere war der Reibeck. Andere Hofstet­ter waren s‘Lütenants und s‘Wirtsjoggelis (Rössliwirt).

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