Sonntagsschule

Heimatschutz auf neuen Wegen (Bericht im Tagesanzeiger von 1964)

In vielen Dörfern unseres Lande sieht man neue Häuser und Fabriken aus dem Boden schiessen; die Hochkonjunktur feiert Orgien auf Kosten der Schönheit und Geschlossenheit des Dorfbildes. In Mettmenstetten zeigt aber ein Beispiel, dass es immer noch Männer gibt, die ihre Heimat wirklich lieben und sich das auch etwas kosen lassen.

Ein in Zürich wohnhafter Bürger von Mettmenstetten kaufte am Hauptplatz seines Heimatortes ein Areal das dem Dorfbild sicher nicht zur Zierde gereichte. Er liess das alte Haus, in dem er einst die Sonntagsschule besuchte, abbrechen und auf dem gewonnen Platz einen Brunnen errichten von dessen Sockel eine durch Bildhauer W. Hürlimann geschaffene Bronze, eine Kindergruppe darstellen, dem Beschauer freundlich entgegenlacht. Hinter dem Brunnen, dessen Wasser in ein blumenumsäumtes Bassin plätschert, liegt ein mächtiger Findling im Gewicht von 22 Tonnen. Diese liebliche Anlage, die jedem Betrachter Freude machen muss, liess der grossherzige Gönner einzig erstellen, weil er dort die Sonntagsschule besuchte und weil sie dem Dorfplatz wirklich zur Zierde gereicht. Als besonders lobenswert darf hervorgehoben werden, dass er das Schmuckstück seiner Heimatgemeinde zum Geschenk machte. Ein solches Beispiel verdient Nachahmung, zeigt es doch, wie Wohlstand gepaart mit gesunder Heimatliebe, Schönes und Bleibendes zu schaffen vermag.

Beim oben erwähnten Bürger handelt es sich um Fritz Kleiner (Chosli-Fritz), der in Mättmi aufgewachsen ist und später durch seine Konditorei-Kette nationales Ansehen gewann.

Die Einführung der Sonntagsschule in der Kirche („Mir Mättmistetter April 2011“)

Der folgende Text ist eine Abschrift eines Dokumentes von Hans Ulrich Vollenweider. «Stärner Hans» wie er genannt wurde war Landwirt und Besitzer der Liegenschaft «im Sternen».

Veranlasst durch den Beschluss der Gemeinde vom 9. Okt. 1904, den Sonntagsschulordner Methodisten, welche letztere damals von unserem Pfarrherren als die Jesuiten der reformierten Landeskirche bezeichnet worden sind, die Kirche nicht zur Abhaltung ihrer Weihnachtsfeiern zu überlassen, ging im Januar 1905 von der Kirchenpflege die Anregung aus, unter Leitung des Pfarramtes und Mithilfe einiger freiwilligen, und für die Jugend opferfreudiger Jungfrauen selbst eine Sonntagsschule ins Leben zu rufen, und derselben zugleich die jüngere Abteilung der Kinderlehre, d.h. die jüngeren Realschüler einzuverleiben.

Im Februar wurde dieselbe unter zahlreicher Teilnahme selbst ganz junger Kinder eröffnet. Mit Lust und Liebe zu Lernbegierde besuchten die Kleinen diese Zusammenkünfte im Gotteshaus, und wir Erwachsenen haben unsere Freude an den glänzenden Augen und den begeisternden Erzählungen, die die Kleinen jeweils nach Hause bringen.

Zu Ende des Jahres 1905 trat in unserer Gemeinde das Scharlachfieber, das schon im Frühjahr gehaust hatte, unerwartet in dermassen Fällen auf, sodass ein Gesundheits-Beschluss für angezeigt fand, sämtliche Schulen einzustellen. Infolge dessen musste die vorgesehene Weihnachts-bescherung der Sonntagsschüler auf den 7. Jan. 1906 verschoben werden.

Mag man den Anfängen der Methodisten in welcher Gesinnung gegenüber stehen, wie man will, das muss man ihnen lassen: Mit ihrem Gesuch um Überlassung der Kirche, haben dieselben unsere Behörden selbst veranlasst, die Sache an die Hand zu nehmen und es ist ein segenreiches, einst dankbares Werk unserer Kirchenvorsteher, diese Sonntagsschule. Die Kirchenbehörden unserer Gemeinde haben brav und recht nach dem Wahlspruch gehandelt:

Zeigt mir der Freund was ich kann, so lehrt mich der Feind was ich soll.

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